Natürliche Ordnung
Es liegt in der Natur der Sache, dass sich früher oder später jeder Halter eines starken Landseers mit dem Thema „Erziehung“ auseinander setzten wird. Gerade in unserer – dem besten Freund des Menschen abgeneigten – Gesellschaft tragen wir, mit unseren großen Hunden, eine besondere Verantwortung: Wir prägen das Bild des Landseers in der Öffentlichkeit.
Ein Landseer, der andere Hunde anpöbelt – oder seinen Halter als Fähnlein hinterher schleift – gibt kein hübsches Bild ab. Eine positive Grundeinstellung zu unseren „Riesen“ schon mal gar nicht. Wie erreicht man aber nun, dass uns die Dicken wohlerzogen begleiten ?
Dem Zeitgeist der Moden entsprechend tauchen nun hier und dort gewisse Methoden auf. Man hört, dass diese oder jene Methode schnellen Erfolg und durchschlagende Resultate versprechen. Grob polarisiert gibt zwei große Kategorien: die eine schwört auf den „Clicker“ die andere auf den „Alphawurf“.
Als ob das so einfach wäre.
Im überwiegenden Teil einer Mensch/Hundbeziehung wird viel zu spät damit begonnen einem Junghund klare, d.h. hundeverständliche, Regeln zu vermitteln: in Ermangelung dieser Ordnung sucht sich der Hund seine eigenen. Nicht immer zur Erbauung seiner Menschen.
Wenn diese dann das Stadium der Freudlosigkeit erreichen, wird nach einer Problemlösung gesucht. Nach einer die ohne Aufwand raschen Erfolg bringen soll.
Wie gerufen erscheinen die Parolen der „Clickeraner“ : Lernen durch positive Bestärkung.
Die Tatsache, dass Vieles sich mit Belohnung leichter lernt ist an sich kein schlechter Ansatz. Jedenfalls eindeutig besser als der immer noch allgegenwärtige Unterwerfungswahn.
Eine Erziehungsmethode ist das „Clickern“ allerdings nicht ! Der soziale Effekt des „Clicker“ beschränkt sich auf die Tatsache dass Mensch sich überhaupt mit seinem Hund beschäftigt. Und das ist für viele schon eine echte Revolution. Die Praxis des „Clicker“ baut zudem vielfach auf der Vorstellung, ein Verhalten „shapen“, also in Scheibchen, kleiner Einzelverhalten einteilen zu können. Ein Wunsch, dem das reale Leben oft nicht gerecht wird.
Das andere Extrem basiert vordergründig auf lupomorphen Rangordnungs- und Dominanzmodellen und den kläglichen Versuchen des Menschen sich hündisch zu verhalten.
Doch wie leicht irrt sich Mensch, wenn er annimmt, Hund mache keinen Unterschied zwischen Menschen und Artgenossen. Dabei ist doch gerade der Hund erklärter Weltmeister im Differenzieren und jedes Generalisieren fällt ihm schwer. Warum würde gerade er uns Menschen zu Wölfen machen ? Anstatt klare Regeln zu schaffen und diese konsequent durchzusetzen werden den Hunden unhaltbare Rangordnungskonflikte angedichtet.
Wie aber kommen wir nun zu unserem braven und sozialverträglichen Landseer ?
Früh – ganz früh – lernen Welpen schon eine Reihe von Regeln zu beachten. Ihre Mutter, andere Hundemitglieder und der Züchter vermitteln den Welpen Vertrauen und Respekt, aber auch Grenzen und Einschränkungen, für deren Überschreitung sie zurechtgewiesen werden. Auf dieser Grundlage lernen Welpen die Regeln ihrer Umwelt zu akzeptieren und zu respektieren. Daran muss ein „neuer“ Landseerhalter weiterarbeiten. Es nützt halt wenig bis nichts nur darauf zu vertrauen, dass „Welpi“ spontan das geeignete Verhalten produziert und es dann ausreichen würde, dieses zu belohnen. Und genauso sinnlos ist auch die Vorstellung, durch magische Unterwerfungsrituale, Vertrauen und Sozialverträglichkeit zu bilden.
Es gibt kein allgemein gültiges Patentrezept zur Erziehung eines Hundes. Zu individuell ist auch der menschliche Charakter in Bezug auf seinen tierischen Freund, als dass es eine einzige, glückselig machende, Methode gäbe. Viel wichtiger ist daher, dass Mensch sich seiner eigenen Vorstellungen vom Hund bewusst wird, sowie der Fehler, die er macht, beim Versuch diese Vorstellung in die Wirklichkeit umzusetzen. Und dafür gibt es nicht „eine“ Methode.
Clicker oder Alphawurf – wenn es nur so einfach wäre.